Ich stelle vor:
Arbeitskreis
Eisenbahngeschichte e.V.
Frankfurt
am Main
und
Der Arbeitskreis Eisenbahngeschichte e.V. wurde 1983 in Bad Homburg v.d.H. gegründet. Die Vereinsziele beinhalten Sammlung und Erforschung verschiedener Bereiche der Eisenbahn- geschichte und das Bestreben zur Erhaltung historisch interessanter Schienenfahrzeuge beizutragen. Der Schwerpunkt dieser Arbeit wurde auf den Bereich Eisenbahnwagen gelegt, da es hier noch recht wenig Aktivitäten gab. Bekanntlich hörte (und hört) für viele Eisenbahn- freunde das Interesse an historischen Fahrzeugen an der Pufferbohle der Dampflok auf.
Nicht für uns.
Erstes großes Projekt war der Ankauf und die Aufarbeitung eines Exemplars der seltenen "Hapag-Lloyd"-Schnellzugwagen". Diese hochklassigen Wagen, die nur die (alte) 1. oder 2. Klasse führten, wurden speziell für Zubringerzüge zu den Hochseedampfern nach Nord- und Südamerika ab den Nordseehäfen beschafft.
Obwohl auch die KPEV schon
hochklassige Wagen für diesen Verkehr beschafft hatte, trugen nur
die 1923 und 1930 von der Deutschen Reichsbahn georderten Wagen den Beinamen
"Hapag-Lloyd". Vom Typ A4ü-30 wurden lediglich 8 Fahrzeuge bei
LHB in Breslau erbaut.
Auf seinen "Görlitz II schwer" - Drehgestellen fuhr man in komfortablen Abteilen, die mit 2,3 m Länge genauso geräumig waren wie die erstmals in den 60er Jahren beschafften Rheingold (neu) -Wagen. Ursprünglich wurden die Abteile lediglich für maximal 4 Personen genutzt. Erst später änderte man dies auf die üblicheren 6 Plätze.
Unser Wagen "11034 Hannover" überlebte den Krieg im Westen und wurde danach zuerst einmal von der amerikanischen Besatzungsmacht genutzt. Auf Grund der hohen Wagenklasse blieb er wohl dem Offizierskorps vorbehalten. Nach einigen Jahren wurden die meisten dieser beschlagnahmten Wagen der neuen DB übergeben.
Die DB setzte ihn nach einer Aufarbeitung mit der heute noch vorhandenen Inneneinrichtung im Stil der 50er Jahre (z.B. verchromte Gepäckablagen) als "11544" im hochwertigen Dienst ein, allerdings nicht im blauen F-Zuganstrich. Unseres Wissens wurde alle A4ü-30-Wagen damals grün lackiert. Zum Ende seiner DB-Laufbahn wanderte er in den Bereitschaftspark, wohl weil er mit nur 42 Sitzplätzen nicht in das Reservierungsschema passte. Zuletzt diente er in Münster mit anderen Altbauwagen als Reserve für Militärzüge. Da er dort nach seiner letzten HU kaum eingesetzt wurde, war er noch in gutem Erhaltungszustand, als wir ihn 1983 im AW Krefeld aus einer Vielzahl alter Wagen erwarben und nach Bad Homburg v.d.H. überführten.
Nach Teilaufarbeitung und DB-Abnahme wurde er wieder für eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h zugelassen und in den DB - Privatwagenpark als 50 80 02-40008-5 P eingestellt. Seine Einsätze in Vereinsregie führten ihn kreuz und quer durch Deutschland und durch die DDR bis nach Polen und auch in die Schweiz zur Süd-Ost-Bahn.
Der Hapag-Lloyd-Wagen wird vor seinem ersten AE-Einsatz in Bad Homburg v.d.H. bereitgestellt, Foto: M.Sandtner 23.3.1984
Auf dem Weg ins AW Offenburg (Vorstellung der 'neuen' DB 50er) in
Heidelberg Hbf am 8.7.1984.
Foto: M.Sandtner
Mit dem EK-Sonderzug durch Polen im Sommer 1984 als erster Wagen
hinter einer Pt 47.
Foto: S.Thasler
Zum Jubiläum "125 Jahre Homburger Bahn" fuhr der Arbeitskreis
Eisenbahngeschichte e.V. am 20.9.1985 einen abendlichen Sonderzug für
geladene Gäste von Bad Homburg nach Frankfurt/Main Hbf und zurück
mit 103 128, dem "Hapag-Lloyd" und einem DB B4yg. Am nächsten Tag
wurde die Garnitur in Bad Homburg ausgestellt. Fotos: M.Sandtner
Mit Fristablauf mußte er leider 1986 abgestellt werden, da die Kosten für die volle HU einfach zu hoch für unsere Möglichkeiten waren.
ZU
VERKAUFEN
VERKAUFT
Da es heutzutage im Zeitalter der Wendezüge keine Einsatzmöglichkeit für einzelne Kurswagen - vor allem älterer Bauart - mehr gibt, haben wir uns nach Erhalt der Kündigung im Bw Hanau durch die DB Immo schweren Herzens entschlossen, den Wagen zu verkaufen.
Die Konkurrenz der Interessenten war größer als erhofft, auch wenn der Wagen noch weiterer Investitionen bedurfte. Es fiel nicht leicht, die Entscheidung für den Zuschlag zu treffen, vor allem weil wir uns gleichzeitig um den Erhalt und die gleichzeitige Weitergabe unserer Straßenbahn bemühten.
Inzwischen hat er bei der Fränkischen Museumseisenbahn eine neue Heimat gefunden und kommt wieder zu neuen, erstklassigen Ehren als '11544 Nür'. Ich freue mich schon auf einen Besuch.
So
schwer uns auch der Abschied von unserem guten Stück fiel, so
sehr freuen wir uns, daß er wohl eine gute und hoffentlich lange
aktive Zukunft haben wird.
Er
hat es verdient.
Direktlink zur Wagenseite der FME